Fotos: Nachlass Stephan von Huene, ZKM Karlsruhe
Fotos: Nachlass Stephan von Huene, ZKM Karlsruhe
„Manchmal antizipieren Künstler zukünftige Entwicklungen. Mit seiner ‚Ursonate‘ hat Kurt Schwitters ein Gedicht geschrieben, das nur aus Phonemen besteht. Diese Phoneme wurden scheinbar willkürlich eingesetzt: Zum Beispiel stellte er aus Druckvorlagen wortähnliche Klänge her oder er benutzte die Abkürzungen als Laute, wie sie auf Schildern an Bahnstrecken genutzt werden. Schwitters arrangierte dieses Laut-Material in Sonaten-Form.
Ich denke, dass er in seinem Werk ‚Ursonate‘ die Möglichkeiten vorwegnahm, die von heutigen elektronischen Phonem-Generatoren geboten und manchmal ‚talking chips‘ genannt werden. Obwohl der beabsichtigte Zweck dieser Chips darin besteht, Sprache zu imitieren, eröffnen Sie dem Nutzer darüber hinaus etwas, das man mit einer Wort-Klang-Palette vergleichen könnte.
In meiner Arbeit Erweiterter Schwitters übersetze ich das Klang-Material der ‚Ursonate‘ in elektronisch generierte Phoneme. Jedes Mal, wenn man die Arbeit abspielt, wird, anders als bei Kurt Schwitters, das Klang-Material nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und dann in die Sonaten-Form von Kurt Schwitters’ ‚Ursonate‘ eingefügt.“
(S. v. H. in: Undatiertes Typoskript, Sprengel Museum, Hannover)
„Mein Bestreben war es, die Elemente, die Spracherfahrungen assoziieren, aus Kurt Schwitters‘ ‚Ursonate‘ herauszulösen, damit die Klänge der Foneme an die Grenze gebracht werden, an der das Timbre und der vom Sinn entkleidete vermeintliche Sprachklang miteinander verschmelzen.“
(S. v. H., Erweiterter Schwitters. Eine Studie in experimenteller Realität, in: Ausst.-Kat. Stephan von Huene. Die Retrospektive, München/Duisburg/Hamburg 2002/03, S. 238.)