Fotos: Nachlass Stephan von Huene, ZKM Karlsruhe
Fotos: Nachlass Stephan von Huene, ZKM Karlsruhe
„Meine Skulptur Glaspfeifen entspricht sowohl dem Thema Leo Tolstois in seiner Geschichte ‚Der Tod des Iwan Iljitsch‘ als auch der Erfahrung Edvard Munchs in seinem Bild Der Schrei. Glaspfeifen ist die musikalische Version eben eines solchen Schreis.
Glaspfeifen besteht aus zwei Glasrohren gleicher Länge, die ich wie zum Spielen von Orgelpfeifen konstruiert habe. Im Querschnitt bilden die Rohre ein ‚O‘. Der Länge nach betrachtet, bilden sie ein ausgedehntes ‚O‘ oder ‚OOOOOO‘. […] Die beiden Glaspfeifen spielen simultan, mal schreien, mal knurren, mal summen sie, und manchmal machen sie nur Atemgeräusche. Die akustische Geschehen von Kombinationsklängen schafft innerhalb eines jeden Klanges eine Vielfalt von Strukturen, Verdichtungen und räumlichen Dimensionen.
Die Transparenz der Pfeifen ist nicht willkürlich gewählt, sondern zeigt die skulpturale Richtung ins Nichts. Je perfekter wir durchblicken können (um erleuchtet zu werden), desto weniger ist unsere Einsicht blockiert. Folgt man diesem Gedanken, dann heißt alles sehen nichts sehen.“
(S. v. H., Das Unternehmen Glaspfeifen 1976/1987/1993 in: Ausst.-Kat. Stephan von Huene. Die Retrospektive, München/Duisburg/Hamburg 2002/03, S. 228)